Internationales Forumtheater (2020 - 2022)



Beate Reuter - Spielleitung Greifswald

 

Theater spielen und erleben ist ja ohnehin schon toll. Als ich das kennenlernte, war das wie eine neue Welt und Daseinsmöglichkeit für mich.

Und Forumtheater ist nochmal toller, kraftvoller. Weil es dabei um das wirkliche Leben geht, darum, Szenen aus der Realität zu verändern, mit Mitteln des Theaters zu bearbeiten. Und dabei genausoviel Spass und Ausdrucksmöglichkeiten zu haben wie bei Theater ohnehin schon - nur mit mehr Wirkung. Und oft mit Menschen, die diese Möglichkeiten vorher noch nicht kennengelernt haben.

 

Genau das finde ich grossartig - Theater nicht für abgehobene Bühnen, sondern im Miteinander die Welt gestalten!

 

"Warum wir Theater spielen? Um glücklich zu sein!"

Augusto Boal, Erfinder des Forumtheaters

Elisa Ottersberg - Spielleitung Greifswald

 

Theater ist meine große Leidenschaft! Sich selbst im Spiel zu finden, zu erleben, wie sich innere Welten öffnen, die sonst im Verborgenen bleiben, fasziniert mich stark.

Als Schauspielerin hat mir manchmal der nahe, direkte Kontakt zum Publikum gefehlt. Das ist für mich, sehr reizvoll am Forumtheater - der Zuschauer wird zum Mitspieler des Ganzen. Somit wird es ein Erlebnis für alle Anwesenden und die Grenzen zwischen „oben“ (aktiv auf der Bühne) und „unten“ (passiv im Zuschauerraum) lösen sich auf.



Forumtheater

Was ist Forumtheater?

Forumtheater ist die zentrale Methode im Theater der Unterdrückten, das Augusto Boal (Rio de Janeiro) in den 1950er und 1960er Jahren entwickelt hat. Später wurde diese Methode auch in Deutschland bekannt und weiter entwickelt.

 

Das Theater der Unterdrückten ist ein künstlerisches und politisches Instrument, das sozial marginalisierten Gruppen und einzelnen Menschen Möglichkeiten eröffnet, sich zu emanzipieren.

 

Wie geschieht das?

Im Forumtheater werden sogenannte Modellszenen entworfen und vor einem Publikum gespielt. Anhand dieser Szenen werden Fragen zu bestimmten Themenkomplexen aufgeworfen. Während einer Forumtheater-Veranstaltung können sich die Zuschauenden dann in die dargestellten Szenen einwechseln und die Schauspielenden, die Schwache, Diskriminierte oder Benachteiligte spielen, ersetzen.

 

Wozu diese Arbeitsweise?

Die Zuschauenden bekommen die Möglichkeit, eigene Überlegungen zur Diskussion zu stellen: sie verlassen ihre passive Rolle, gehen selbst auf die Bühne und probieren einen Vorschlag zur Veränderung der Situation aus! Das Ganze wird moderiert, damit diese Spielversuche in einem sicheren Rahmen stattfinden können. Alle im Raum Anwesenden sorgen also gemeinsam für ein öffentliches Forum:

 

Was würde ich in der dargestellten, gespielten Situation tun? Im Angesicht von Unrecht oder Unterdrückung - welche Handlungsideen habe ich? Wie können wir durch unsere Ideen und unser Handeln bestimmte Situationen verändern? Wie gestaltet sich der Weg von einer Absicht hin zur Handlung?